Montag, 17. Oktober 2011

Ein Monat Neuseeland - Teil 1: Die im Gefährt

Hallo da draußen!


Vor mittlerweile mehr als 5 Wochen sind wir in Neuseeland angekommen und haben seit dem die Nordinsel von Oben bis Unten abgefahren und am vergangenen Sonntag mit einer Fähre zur Südinsel hinter uns gelassen!
Zwar hat es fast 2 Wochen gedauert, bis wir Auckland verlassen konnten, doch seit dem haben wir Kilometer um Kilometer abgerissen um möglichst jedem Ort soviel Aufmerksamkeit zu schenken, wie es ihm gebührt.
Da ein ganzer Monat als einzelner Eintrag in etwa so spannend ist, wie ein Lexikon, haben wir das Ganze in hoffentlich interessantere Teile zerlegt.

Los gehts mit Teil 1: Die im Gefährt!

Wie schon erwähnt, haben wir Auckland als Zielflughafen ausgewählt, um uns mit Neuseeland live und vor Ort auseinander zusetzen. Auckland ist mit seinen 1,4 Mio Einwohnern die so ziemlich einzige wirkliche Metropole Neuseelands und jeder dritte Kiwi lebt genau hier.
Unsere ersten Eindrücke waren von der Stadt selbst und vor allem, der 2 Tage darauf beginnenden Rugby-Weltmeisterschaft geprägt. Die Rugby-Kultur in Neuseeland ist vergleichbar mit Fußball in Südamerika und niemals sollte man etwas Negatives über die "All-Blacks" von sich geben, solange Einheimische in der Nähe sind!



Ein Shuttle brachte uns um 6 Uhr morgens in Richtung Queens-Wharf, die, wie sich herausstellen sollte, das Zentrum der Fan- Zone war.
Ein wenig fühlten wir uns an Hamburg erinnert, mit dem Hafen, den nicht mehr so unglaublich riesigen Gebäuden, wie man sie in den USA an jeder Ecke hat und nicht zu vergessen, einer steifen Brise bei winterlichen Temperaturen.
"Dem Sommer hinterher" mussten wir also erstmal auf Eis legen.

Nachdem wir die Stadt erstmals erkundet hatten, war auch unser Hostelzimmer bereit bezogen und so kamen wir in Zimmer 0411, in dem sich hauptsächlich Briten herumtrieben.
So trafen wir nach einer dem Jetlag geschuldeten langen Nacht auf Julie, Brynn, Ged, Jen und Stuart.
Es war der Tag vor der Rugby-WM und schon jetzt konnte man die Vorfreude und Spannung geradezu spüren, die Luft war elektrisiert! Großartig!
Gemeinsam mit Brynn machten wir uns auf, die kostenlosen Bierproben auf der Fan-Zone zu erkundschaften,
was im Endeffekt damit endete, dass wir Bier im Supermarkt kauften und gemeinsam mit den Anderen in eine Bar gingen*. Dort war die Stimmung leider aber nur mittelgut, so dass die Nacht für uns rechtzeitig endete, ein Garant dafür mit voller Energie in den morgigen „großen Tag“ zu starten.

Am darauffolgenden Tag, eben erwähnten "großen Tag", war es so weit und wir machten uns bereit auf das größte Spektakel, dass Neuseeland seit 24 Jahren gesehen hatte! Auf unserer Dachterrasse / Hostelküche hörten wir bereits die Instrumente, Gesänge und Schreie der Massen auf den Straßen 7 Stockwerke unter uns, die sich ihren Weg Richtung Eröffnungszeremonie und zu den 3 Leinwänden am Hafen erkämpften.
Niemanden in Auckland ließ das Event kalt! Da bestes Wetter war und wir uns mit Trikots, Hüten, Gesichtsfarbe und All- Blacks-Flachmännern eingedeckt hatten, konnten wir rechtzteitig aufbrechen und die 200 Meter Richtung Wasser gehen, um uns einen guten Platz zu ergattern!
Wie tausende andere Menschen auch standen wir also an der Queens-Wharf, schauten uns den großen Haka sowie den Rest der Eröffnung an, bis die große Stunde gekommen war und sich Neuseeland und Tonga auf dem Spielfeld gegenüber standen! Überraschenderweise hatten sich zahlreiche Tonga- Anhänger versammelt
und so hieß es Unentschieden, was die Fanlautstärke anging. Das Spiel selbst begann stimmungsvoll, doch Neuseeland zog klar davon, so dass es erst wieder wirklich laut wurde, als Tonga seinen einzigen Try erzielte und im Endeffekt mit 80:13 unterging.
Nach dem Spiel fanden wir 2, die 4 Briten_innen und mehrere Japaner_innen uns auf den Straßen wieder, wo wir vergeblich nach einer guten Bar suchten. Doch leider war jede einzelne überfüllt, weshalb der Abend ein wenig enttäuschend endete!
Die anschließenden Tage verließen uns unsere Insel-Freunde und stattdessen übernahmen viele Franzfrauen und -männer das Feld, sowie zwei „Mit-Fischköppinnen“ namens Henrike und Miriam aus Schenefeld bei Hamburch, die sich wahrscheinlich jetzt freuen, erwähnt worden zu sein!!!
Zusammen mit den zweien besorgten wir uns spontan Tickets für das Spiel Kanada vs. Japan in Whangarei. Zumindest dachten wir das in unserem jugendlichen Leichtsinn.

So gingen die Tage dahin, wir suchten nach Vans auf den verschiedenen Automärkten und schauten nebenbei die Spiele der Rugby-WM, von denen je 2 täglich, wohin man auch hinsah, übertragen wurden.
Mehr oder weniger ein Highlight der ersten Woche war Kevins 21. Geburtstag am 14. September.
Es war schon 23 Uhr am 13.
Als die beiden Schenefelderinnen und wir uns im Zimmer trafen und gemeinsam in eine der Bars am Hafen loszogen. Wir stießen an und im Anschluss ging es in mehrere Bars, in denen wir plötzlich auf zwei der Franzosen aus unserem Zimmer trafen. Die beiden kamen aus dem Luxus-Skiort Court Chevel und dass die beiden
geldtechnisch einen weiteren Rahmen haben als wir, merkte man an den Runden, die sie immer
und immer wieder schmissen! Das Bar-Hopping ging weiter und am Ende landeten wir im "forté", dem einzigen Laden der Stadt, der auch um 5 Uhr noch offen hatte.
Gemeinsam mit den Franzosen, den Mädels und ein paar Samoanern konnten wir also doch noch gebührend und feuchtfröhlich Kevins Geburtstag feiern!
Am eigentlichen Geburtstag hatten wir uns, wie gesagt, Tickets für ein Rugby-Spiel besorgt und dafür ein Auto gemietet.
Leider mussten wir feststellen, dass die Tickets für ein Spiel genau 7 Tage später waren, so dass wir ein bisschen doof da standen. Aber was solls, mensch muss das Beste daraus machen und deshalb schnappten wir uns den Mietwagen und fuhren einfach gen Osten aus der Stadt heraus, um das Neuseeland außerhalb Aucklands kennenzulernen. Es war auch unser erster Trip auf der linken Fahrbahn und somit ein guter Testtrip für die Zeit in unserem Van!
Auf unserer Suche nach schönen Orten wurden wir quasi sofort fündig und landeten an einem leeren Strand. Am Ende schmissen wir die Henrike aus dem Auto wieder heraus, damit wir im Auto schlafen konnten, da unser teurer Hostelaufenthalt ein Ende hatte!

Die Tage darauf wickelten wir den Kauf unseres neuen Gefährts ab. Nach einem Treffen mit den beiden „Hippimäßig-angehauchten“ Ossis Rahel und Thomas ünd einoa Testfoard war es am Donnerstag, dem 15. Septmeber soweit: Wir hatten einen Van gekauft!!!


Mensch mag sich fragen, wie wir das ganze so fix abwickeln konnten? – Sehr einfach!
Neuseeland ist sich nunmal seiner Rolle als Reiseland numero uno bewusst und deshalb sind alle bürokratischen Abläufe, die in Deutschland so wahrscheinlich gar nicht möglich wären, absolut vereinfacht. Die Besitzerübergabe brauchte 10 Dollar und eine Unterschrift, genau so wie unsere neue Registrierungsplakette und unsere Versicherung. Je 1 Unterschrift und 24 h Bearbeitungszeit. Genial!
Es hätte also losgehen können, wenn da nicht noch ein kleiner Zwischenfall gewesen wäre.
Es war noch immer der Tag des Autokaufs und wir hatten uns in die Hostelbar begeben, da wir nach wie vor im Hostel ein- und ausgingen, um Duschen zu schnorren. Logisch. Nach ein paar Bieren ging Kevin schonmal alleine vor, um sich schlafen zu legen. Dumm nur, dass der Van weg war! Gestohlen? Abgeschleppt? Zurück in die Zukunft? Kevin jedenfalls konnte es sich nicht erklären. Leicht panisch ging´s zur Polizei, von wo er David anrief, um ihn aufzuklären. Nach etwa 1 Stunde in der Polizeistation machten wir uns wieder auf in der Hoffnung, eine Spur zu finden.
Was wir stattdessen fanden, war der Van! Sagen wir mal so, scheinbar kommt es in der Innenstadt von Auckland sehr, sehr selten zu Phatamorganas - so Kevins leicht träumerische Ausfkuchtserklärung!Es könnte natürlich auch an einer biertechnischen vorrübergehenden Blindhheit seinerseits gelegen haben.

Es war Sonntag, als unser „Roadtrip 2.0“ beginnen konnte.
Wir standen früh morgens auf und machten einen kleinen Abstecher auf den Mt. Eden, einen Vulkan inmitten Aucklands von dem wir einen 360 Grad Blick auf Auckland genossen.
Tag 1 also und wir verließen endlich das Stadtgebiet und fuhren Richtung Norden (Northland), wo uns erstmals klar wurde, wie wenige Menschen eigentlich in Neuseeland leben! Die auf Karten groß eingezeichneten Städte waren winzige Dörfer und so war es die Landschaft und nicht die Dörfer, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog! Es ging durch die grünsten Hügel von denen es in Nueseeland überall welche gibt und wir
kamen am Beyleys Beach an, unserem ersten Nachtquartier. Nachdem wir unseren Van mit Nahrungsmitteln aus dem Supermarkt vollgestopft hatten, war auch für Essen gesorgt, so dass wir sorglos schlafen konnten und im Sonnenschein des nächsten Tages ein großartiges
Frühstück mit Toast, Kaffee/Tee, Müsli und vielem mehr genossen. Im Van lässt es sich also ganz famos leben.
Der Beach selbst war nicht wirklich für Schwimmer gedacht. Riesige Wellen türmten sich pausenlos auf und sorgten für donnerähnliche Soundeffekte.
Im Anschluss fuhren wir auf unserer Tour zur Nordspitze Neuseelands durch einen Kauriwald. Kauris sind Bäume, aus denen Gummi gewonnen wird und die es so nur in Neuseeland gibt. Wir sahen das größte Exemplar seiner Art und setzten unserere Reise durch die sich immer wieder verändernde Landschaft weiter. Von grünen Hügeln, über Urwald und gebirgiegen Hängen bis hin zu idyllischen Stränden war alles dabei!

Wir hatten schon ein gutes Stück weg hinter uns gelegt, als uns unsere Tickets für das Rugbyspiel wieder einfielen. Somit mussten wir einen Abstecher machen nach Whangarei, die größte und einzige wirkliche Stadt im Northland. Wir blieben zwei Nächte auf dem Parkplatz des Info-Centers, die mensch an jedem Ort fand und die reisenden Menschen kostenlose Toiletten, Hilfe und manchmal sogar günstige Duschen anboten.
Das Spiel war super! Tonga und Japan wechselten sich in den ersten Minuten ab und erzielten viele Punkte, so dass die 20.000 Zuschauer steil gingen! Das Stadion selbst wirkte eher wie das eines Dorfvereins und hatte außer einer Tribüne nur einen Graswall als Sitzfläche zu bieten. Tonga gewann im Endeffekt und wir waren absolut zufrieden.
Somit konnte es weiter gehen und wir machten uns auf, das Cape Reinga noch an jenem Donnerstag zu erreichen. Die Fahrt war sehr locker und auch ein mit Pflanzen und Bäumen dicht bewachsener Berg war kein Problem für
unseren 88´er Mitsubishi L300, den wir übrigens „Spongy“ tauften. Und aus zwar aus Gründen:
Genau in dem Moment, als wir über einen Namen nachdachten, fand David eine Spongebob Schwammkopf DVD im Rasen. Da unser Van außerdem über eine gelbe Kofferraumtür verfügt und auch das eine oder andere Loch hat, was hätte besser gepasst?! Das Schicksal entschied also!
Das Cape Reinga befindet sich am Nordende einer langen Landzunge. Auf dieser Landzunge zieht sich genau eine große Landstraße von Nord nach Süd, so dass mensch von ihr aus auf beiden Seiten fast bis zum Rand der Landzunge sehen kann. Eins der Highlights Northlands befindet sich auf der Westseite dieser Landzunge: Beim 90 Mile Beach ist der Name Programm. 90 Kilometer lang zieht sich ein weißer Sandstrand pausenlos die Küste entlang (nein, kein Schreibfehler: Kilometer nicht Meilen lang ist er).
Wir wagten einen kurzen Blick, doch fuhren straight weiter und waren auch bald angekommen.
Am passensten kann man die Szenerie mit dem Brettspiel „Die Siedler von Catan“ beschreiben. Denn aus irgendwelchen,
unerklärlichen Gründen waren neben den Straßen grüne Hügel, riesige Sanddünen und dichter Wald (Schaaf, Lehm, Holz). Der Hammer!
Das Cape Reinga ist jeden Kilometer wert. Wir beide waren uns einig, dass dieser Ort wohl einer der schönsten war,
den wir in unsren zum Glück noch jungen Leben gesehen haben! Der Leuchtturm markiert das Ende Neuseelands und direkt daneben zeigt eine Art Straßenschild die Distanzen zu den größten Metropolen der Welt.
Leider blieben wir nur kurz, aber wir hatten noch einen weiteren wichtigen Punkt auf unserer Liste: das Sandboarden.

Im etwas südlich gelegenen Waitiki besorgten wir uns die nötigen Boards und fuhren zu der Mini- Wüste, die wir von der Straße schon gesehen hatten!
Wir suchten uns die höchsten


Dünen aus und sofort sprangen wir aufs Board, wobei David erfolgreicher als Kevin den Berg hinunterkam. Leider konnten wir nicht so viel üben, wir wir wollten, denn wer runterboarden will, der muss erst hoch und das war eine ziemliche Tortur für unsere durchs im Auto sitzen geprägten Körper.

Im Anschluss ans Boarden bekamen wir Gesellschaft von 2 Deutschen, die die Nacht auf dem Parkplatz verbringen wollten es sich aber fix anders entschieden, als Millionen!!! von Mücken sich bei Nachtanbruch an uns sättigten! War schon ein lustiges Bild, wie deren Auto wackelte und wie sie schrien, als sie bemerkten, dass es auch im Auto nicht anders aussah. Dumm nur, dass es bei uns ebenso lief und so bekamen wir alle 4 dazu Gelegenheit, an unserer Rückhand zu arbeiten, wenn wir die Blutsauger mit unserer Tennis- Fliegenklatsche Topspin aus dem Auto beförderten. Obwohl, genau genommen nur drei von uns, während die beiden anderen Deutschen und Kevin sich im Morden übten, ließ David sich lieber stechen und blieb bei seiner weißen Weste.
Noch nachts fuhren wir wieder bis zum Südende der Landzunge, wo Kevin dann die Ehre hatte, der Polizei eine Atemprobe abzugeben, bis wir endlich auf einem Grünstreigen parkten und die Nacht verbrachten.
Den Tag darauh mussten wir bemerken, wie nahe wir schon wieder am Meer waren und so genossen wir eine lange uns ausgiebige Frühstücksprobe an einem verlassenen Sandstrand um dann aufzubrechen zu dem Bay of Islands, welchen wir nach einer Stunde erreichten.


Hier sieht man übrigens einen Wasserfall, in dem wir ein Bad genommen haben, während andere Touris nur kopfschüttelnd danebenstanden. Die Landradden!!!




*1 Nur kurz sei hier erwähnt, dass sich David immer dann wenn von Alkoholgenuss die Rede ist mit den alkoholfreien Alternativen auseinandergesetzt hat.