Montag, 2. April 2012

Reif zu pflücken!

Hello again,

nun zu dem für uns unangenehmsten Teil dieser Reise. Denn als wir nach knappen 9 Monaten auf unsere Konten schauten, mussten wir uns doch eingestehen, dass das Geld mehr als knapp wurde und es unvermeidlich war.
Glücklicherweise hatte uns Stephen schon am Samstag aus Brisbane abholen können, weshalb wir noch 2 Tage zur Eingewöhnung hatten, ehe es auf die Melonenfelder nahe Chinchillas ging. Übrigens die größte Rockmelonenfarm der südlichen Hemisphäre!


Als wir aus dem Bus stiegen, empfing uns ein Haufen größtenteils deutscher Jungs, denen mensch die Zeit auf der Melonenfarm mehr als anmerkte. Es hatte etwas von Höhlenmenschen...

Keine Ahnung, was genau wir uns vorgestellt hatten aber so schlimm war das Camp an sich nicht. Zwar liefen die Duschen und die Waschmaschine mit dreckigem Flusswasser aber wir hatten einen eigenen kleinen Kabuff mit Klimaanlage und Kühlschrank.
Wir waren quasi die neuen Könige des Trailerparks, den wir uns unter anderem auch mit einem Wallabie teilten.
Nachdem wir in die Geheimnisse der Melonenfarm und des Camps eingeweiht worden waren, fuhr uns der Holländer Dave in die 20km entfernte "Metropole" Chinchilla.

Es gab einen Supermarkt und eine Bücherei mit Internet. Ach und hatten wir schon erwähnt, dass es einen Supermarkt gab?
Ein recht interessanter Tag ging also zu Ende und nachdem David sich die größere Matratze des Hochbetts erschnuckt (zoom, zoom, zoom) hatte, war er auch schon vorbei. Also der Tag, nicht David :)
Unseren letzten prä-Arbeit Tag verbrachten wir alleine im Camp, während der Rest auf den Melonenfeldern schuftete. Da wir innerhalb von 24 Stunden jedes Männermagazin in und auswendig kannten, fuhren wir mit Tim und dem Aussie Drew zu einem nahegelegenen Weier, von da an Melonenweier. Der Stausee war zwar nicht sauber aber wir vermuteten einfach mal, dass er krokodilfrei ist. Danach statteten wir auch Chinchilla einen Besuch ab, was zu einem täglichen Ritual werden sollte - in den darauffolgenden Wochen.
Somit war er gekommen, unser erster Morgen auf der Melonenfarm. Um 4 Uhr morgens klingelte der Wecker, so dass genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück war, ehe wir unser Equipment einpackten und mit dem Bus aufbrachen. Mit Equipment meinen wir übrigens Handschuhe, einen Sonnenhut, Sonnencreme, Gummistiefel, viel Wasser und einen Snack für die Pausen.


Wir hielten zwei mal in Chinchilla, wo wir beim ersten Haus ein halbes Dutzend Deutsche und beim zweiten ein halbes Dutzend Inder aufgabelten. Ladies and Gentlemen: die Crew!
Insgesamt eine Stunde dauerte die Fahrt, bis die Weiten von Melonen vor uns auftauchten. Wider erwarten wuchsen die Melonen auf Bodenlevel in Reihen von mehreren hundert Metern Länge.
Mit Sonnenaufgang startete der Arbeitstag, als der Traktor in Schritttempo zu fahren begann und jeder ihm, die eigene Reihe prüfend, folgte. Hatte man eine reife Melone gefunden, so riss man sie ab und legte sie auf den Boom (ein Fliessband), welches die Melonen dann in Kisten in der Mitte des Anhängers beförderte. Diese Prozedur wiederholte sich an einem durchschnittlichen Tag mehrere tausend Mal. Das lustige für uns war, dass es keinerlei Anweisungen gegeben hatte. Wir haben einfach mal drauflos gepickt und scheinbar war es in Ordnung, da wir nicht allzu oft zur Rede gestellt wurden. Chefes waren Kevin und Kevin, zwei kugelrunde Gestalten. Nach 5 Stunden Arbeit und einer 15 minütigen Pause war Schluss. Bis auf die unsägliche Hitze lief es eigentlich ganz ordentlich, allerdings sorgten die Geschichten der anderen von 14 Stunden Tagen doch schon für gehörigen Respekt!
Am 2. Tag gings schon um 3:45 hoch, doch der befürchtete Rueckenschmerz wie auf dem Weingut in Neuseeland blieb glücklicherweise aus! Nach 4 Stunden war der Tag schon wieder vorbei und wir nutzten unseren langen Nachmittag stattdessen wieder für ein Bad im Weier und Pizza essen beim Filme gucken.


Da wir erholungshalber am 3. Tag frei hatten, mähten wir stattdessen den Rasen im Camp, wofür wir einen Kasten Bier als Prämie bekamen. Am späten Nachmittag kam ein ganzer Bus voll neuer Leute, da es geplant war, statt nur einem nun zwei Teams zu beschäftigen. David kam in Team 1, Kevin in Team 2.
Von hier an setzte eine gewisse Routine ein und ein Tag glich dem anderen. Aufstehen gegen 4. Arbeitsbeginn mit Sonnenaufgang fuer 7-8 Stunden Arbeit unter der brennenden Sonne. Danach dann würden sich alle in Autos zusammenfinden und zu Supermarkt und Bücherei fahren. Im Camp spielten wir noch Tischtennis, aßen zusammen und schnackten dann, bis die Mücken uns in unsere Buden vertrieben. Für Überraschungsmomente sorgte vor allem die Tierwelt, wenn mensch eine riesige, giftige Spinne sah, eine Kröte auf deinen Fuss sprang oder Du eine Schlange überfuhrst! Highlights anderer Art waren da das gemeinsame Barbecue am Samstag und der Pizzaservice am Sonntag, wenn alle zusammen saßen und Stephen uns auch kaltes Beck's stellte. Angeblich gab`s übrigens Känguruhfleisch.
So verging die Arbeitswoche ungemein fix. Am Dienstag darauf dann die Hiobsbotschaft, dass das Wetter wohl umschlagen würde und wir erstmal keine Arbeit hätten. Mit dieser Maßnahme bekamen wir alle einen Tag frei und ca. 10 Leute wurden sogar entlassen. Nicht dabei: David und Kevin!
Wir nutzten den Tag und fuhren in die nächstgrößere Stadt namens Dalby, was sich aber auch als Enttäuschung herausstellte. Aus der ursprünglichen Ansage, dass es bis Freitag keine Arbeit gäbe wurde dann Sonntag.
Frustbewältigung musste her und war auch schnell gefunden. Gemeinsam mit Traktorfahrer Max, Tim, Moritz, Cameron und Simon fuhren wir in einem der Arbeitsvans nach Brisbane, um dort zu feiern! Es war eine lange Fahrt, ein langer Abend und gab genug lustige Geschichten für eine Woche her!
Pflichtbewusst fuhren wir am Morgen darauf wieder ins Camp, wo wir den nötigen Schlaf nachholten. Als es dann hieß, erst Montag würde wieder gearbeitet, riefen die ersten schon nach einer Wiederholung, die wegen Geldmangels dann aber abgesagt wurde!


Nach insgesamt 7 Tagen Pause fiel es uns allen ungemein schwer, wieder in den Arbeitstrott zu kommen. Motivation, Fehlanzeige! Glücklicherweise waren wir inzwischen als Gruppe total zusammengewachsen. Es folgten Tischtennisturniere, Pokerabende und eigentlich machte immer jemand etwas, so dass es nicht zu langweilig war. So näherten wir uns auch schon dem Ende unserer Zeit in Chinchilla. Dass es aber zu keinem Wehmut bei der Abfuhr gab, dafür sorgten unsere Vorgesetzten! Die Ansagen, was wir pflücken sollten wurden immer konfuser und so war sich niemand mehr sicher, was zu picken sei und was nicht. Den Morgen darauf dann bekamen wir gesagt, was wir doch für Versager sein und es kam die nächste Ansage mit der Drohung, dass sie alle feuern würden. Naja, uns sollte es egal sein. Wir waren mit einem Bein schon wieder im nächsten Flieger!


Nach unserer letzten gepflückten Melone und dem uns gewissen Ende der Sklaverei, konnten wir den Abschied vom Rest der Crew richtig genießen. Kevin schmiss eine Runde Bier und bei einer letzten Partie Poker und einer lustigen Runde danach saßen Alle zusammen und wieder wurde viel gelacht!
Wie es sich gehört, weckten wir am Morgen darauf Alle auf, um uns nochmal zu verabschieden.
Von Max, dem Schnacker. Tim, dem gutherzigen Vegetarie. Simon, dem bavarischen Gitarrenspieler. Cameron, dem neuseeländischen Lethargisten. Drew, dem rockenden Mager-Aussie. Sowie Matthieu, dem französischen Teilzeitobdachlosen.
Was für ein guter Haufen das doch war!
Von hier an nahmen wir den Bus nach Brisbane, mit einem kleinen aber feinen Unterschied jedoch: David ins Stadtzentrum und Kevin zum Flugfhafen. Mehr zu den verschiedenen Plaenen kommt dann bald.

Bis dahin erstmal,
Cptn. Kein und Morgan












1 Kommentar:

  1. Euer Blog hat meine Mittagspause enorm bereichert, bitte morgen mehr davon.

    MM

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